round corners
curating



DIGITALABILITY | DESIGNMAI EXHIBITION

Ausstellungskurator/Exhibition curator:
Atilano González
Kuratorischer Beirat/Curatorial advisory board: archplus Redaktionsgruppe Berlin, Nicole Birlenbach, Susanne Jaschko, Oliver Vogt, Hermann Weizenegger

Opening: 11. Mai 2007, 20h
Contact: Transform-Berlin e.V.
+49 (0)30 28 09 86 87
Location: DESIGNMAI Forum, Spandauer Str. 2
12. – 20. Mai, 10 – 20h

Text: Atilano González-Pérez
Auch in diesem Jahr organisiert Transform-Berlin e.V. das zentrale DESIGNMAI Forum mit einem Auditorium und einer Ausstellung zum Themenschwerpunkt des Festivals:„Digitalability“. Neu in diesem Jahr ist eine Lounge, die über die Öffnungszeiten der Ausstellung hinaus zum persönlichen Austausch einlädt. Passenderweise ist das diesjährige Forum im „Möbelland“, einem ehemaligen Möbelgeschäft mit 1.800 qm Fläche in unmittelbarer Nähe von Hackeschem Markt und Alexanderplatz, angesiedelt.Digitale Aspekte sind beim DESIGNMAI häufig in einzelnen Beiträgen thematisiert worden. Eines der bekanntesten Beispiele dürfte der „Sinterchair“ von Vogt+Weizenegger sein, der 2003 beim DESIGNMAI präsentiert wurde. Doch was damals ein Experiment in einer Kunstgalerie war, ist in vielen Designbüros zur normalen Praxis geworden, da die dazu notwendige Technologie erschwinglicher geworden ist. Diese Demokratisierung digitaler Entwurfs- und Produktionsmittel sowie neue Formen digitaler Kommunikation haben zahlreiche Auswirkungen auf die unterschiedlichsten Bereiche der Designwelt. Der DESIGNMAI hat sich für 2007 vorgenommen, die damit einhergehenden Veränderungen näher zu betrachten. Während wir im Auditoriumsprogramm speziellere Themen wie Mass Customisation, Creative Commons, RFID oder Second Life behandeln,gliedert sich die Ausstellung in drei allgemeinere Bereiche, aus denen besonders interessante Beispiele für den Einsatz digitaler Techologien präsentiert werden: Entwurf, Produktion und Kommunikation.
Entwurf
Computer sind selbstverständliche Entwurfsmittel geworden. Interessant wird der Einsatz von Rechnern besonders dort, wo sie nicht mehr nur bloßes Werkzeug sind. Sei es, dass der Designer Einfluß auf bereits vorhandene Programme nimmt, ihre Skripte verändert und so neue Formenwelten ermöglicht. Oder dass er gleich selbst programmiert, wie zum Beispiel Michael Schmitz mit „Genotyp“, einem Programm, das Merkmale von Schriftarten in so genannte Erbanlagen codiert, und es damit ermöglicht, Schriften miteinander zu kreuzen und völlig neue Arten zu generieren. Digitale Technologie ermöglicht einem Designer aber auch eine neuartige Wahrnehmung seiner Umwelt, aus der er neue Formen ableitet. Geoffrey Mann hat in „Attracted to Light“ die Flugbahn einer vom Licht einer Glühbirne angezogenen Motte festgehalten, und einen Lampenschirm entworfen, der ihre spiralförmigen Bewegungen nachbildet. Ähnlich verfährt Marcel Wanders bei seinen „Airborne Snotty Vases“, deren Form auf einen 3D-Scan der mikroskopisch kleinen Tropfen beruht, die bei einem Nieser ausgestoßen werden. Der Entwurf verdankt sich der Strategie, verborgene, flüchtige Formen aufzuzeichen und diese in einen völlig anderen Kontext zu stellen. Die Scan-Daten werden an einen 3D-Drucker geschickt und die Vase im „Rapid Prototyping“-Verfahren hergestellt.

Produktion
Digitale Fertigungsverfahren, die früher den Entwicklungsabteilungen großer Konzerne vorbehalten waren, haben mittlerweile Einzug in die tägliche Arbeit einiger Designstudios erhalten. Diese Technologie kann Designer von produktionstechnischen Einschränkungen beim Entwerfen befreien – die erdachten Objekte werden einfach als fertiges Stück ausgedruckt. Sie erlaubt dem Designer aber auch, den Prozess von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt selbst umzusetzen und seine Produkte in Kleinserien aufzulegen und zu verkaufen. Ein Trend, der sich auf dem Markt immer häufiger beobachten lässt. Assa Ashuach aus London arbeitet auf diese Weise – sein „AI Hocker“ wird in der Ausstellung zu sehen sein. Die Methode und Vorzüge von „On Demand“-Produktion haben auch große Unternehmen für sich entdeckt. Materialise, einer der führendenden Dienstleister im Bereich „Rapid Prototyping“, nutzt seine Ressourcen für MGX, eine eigene Produktlinie, von der einige Neuheiten gezeigt werden. MGX-Produkte, meist Lampen, zeichnen sich durch filigrane Strukturen und eine eingeschränkte Material- und Farbpalette aus. Überhaupt lässt sich eine Renaissance des Ornaments feststellen, je häufiger digitale Fertigungstechniken zum Einsatz kommen. Was früher nur mit höchst aufwendigen und kunstvollen Handwerkstechniken in einem langen Prozess entstand, lässt sich heute relativ schnell und kostengünstig produzieren. Tord Boontje zum Beispiel nutzt Lasercut-Technik und unterschiedlichste Materialien für seine Formensprache, die er der Natur entlehnt. Ein beeindruckendes Beispiel dafür sind seine modularen „Ivy Panels”.

Kommunikation
Digitale Technologie wird zunehmend auch zum Bestandteil der Produkte selbst. Die Integration von Chips ist nicht neu, aber sie bekommt in Zeiten der wachsenden Vernetzung aller eine neue Dimension. Heutzutage ist es fast schon selbstverständlich, dass unser Turnschuh mit unserem MP3- Player kommuniziert, so wie bei „Nike+“, dem Joint Venture von Nike und Apple. Eine sehr hilfreiche Einbindung des Digitalen finden wir bei „MYGO“ von Sebastian Ritzer: ein Blindenstock, der innerhalb kürzester Zeit und wesentlich kostengünstiger die Funktion eines Blindenhundes übernehmen soll. Alles in allem erwartet den Besucher im Forum eine Zusammenstellung heterogener, oft eigenwilliger Beispiele vom Umgang mit digitaler Technologie im Design.

Digitalability ist eine Ausstellung von Transform-Berlin e.V.

Digitalability mit Exponaten von: Assa Ashuach (IL/GB), Auger-Loizeau Projects (GB), Tomoko Azumi (JP/GB), Büro Destruct (CH), Tord Boontje (NL), Louise Campbell (SE), Robin Carpenter (DE), Designerdeutsch (DE), Elegant Embellishments (GB/DE), Front (SE), FutureFactories (GB), Graft Architects (DE), Greenworks (DE), Bathsheba Grossmann (USA), Martin Güntert (DE), Interaction Design Lab (IT), Theo Jansen (NL), Patrick Jouin (FR), Janne Kyttänen (FI), Alessio Leonardi (IT), Eric Londaits (AR), LTH Lund (SE), Greg Lynn (USA), Geoffrey Mann (GB), Materialise (BE), Luc Merx (NL), NL Architects (NL), NOX (NL), Gabrielle Pezzini (IT), pReview Berlin (DE), Sebastian Ritzler (DE), Markus Schein (DE), Michael Schmitz (DE), Timothy Schreiber (GB), Martin Sobota (NL), Leonardo Solaas (AR), Spielbüro (DE), Vogt + Weizenegger (DE), Carsten Waldeck (DE), Marcel Wanders (NL), Marius Watz (NO)