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Leila Tabassomis Meisterschülerinprojekt: Szeemann, und Jetzt?

"Schon mein Diplom in der Typografieklasse behandelte das Thema Ausstellung. Damals – sehr gestaltungsbezogen – untersuchte ich Formen und Bedeutung der Ausstellungstypografie. Während meines Meisterschülerstudiums habe ich den Bogen weiter gespannt und bin das Thema Ausstellung gesamtheitlicher angegangen.
Meine Zielsetzung zu Beginn des Meisterschülerstudiums: Eine Ausstellung über das Ausstellungsmachen.

Bei meiner zunächst sehr breitgefächerten Literaturrecherche stach ein Name immer wieder hervor: Harald Szeemann. Gerne umschrieben als der »bedeutendste Kurator«, wegweisender Ausstellungsmacher und Leitfigur für die heutige Kuratorenschaft. Der in den Texten gefeierte Mythos Szeemann kontrastierte allerdings mit der Erfahrung, die ich im Kontext der HGB, machte: vielen war dieser Name kein Begriff, die Wenigsten wussten genaueres über seine Ausstellungen.
Es lässt sich also zuspitzen: Obwohl es ein von den Feuilletons diagnostizierten Hype des curators gibt, sind die Helden der Szene außerhalb der Grenzen immer noch relativ unbekannt und undiskutiert.

Meine Idee entwickelte sich zu dem Vorhaben daran ausstellend etwas zu ändern.
Meine Prämisse war, dass man dem Mythos Szeemann nur adäquat beikommen kann, indem man ihn aufgreift und einmal die Menschen dazu befragt, die diesen Mythos mitbegründen und aufrechterhalten.

Welche Rolle spielt Szeemann in der Biografie der einzelnen KuratorInnen? Welche seiner Impulse greifen sie auf, welche führen sie fort, wie modifizieren oder konterkarieren sie seine Ansätze. Wie werden heute Ausstellungen gemacht?

Diese Fragen stellte ich also denjenigen, die heute kuratorisch arbeiten. Mit einer Emailumfrage, die am Eingang meines Ausstellungsraums im Originaltext zu lesen war, bat ich deutschsprachige KuratorInnen, deren Themenschwerpunkt hauptsächlich die zeitgenössische Kunst ist, an meinem Projekt zu partizipieren.

In meiner Ausstellung sollen aber nicht nur die »Experten« zu Wort kommen. Mein Anliegen ist es genauso ein Meinungsbild der BesucherInnen auszustellen. Inwiefern reflektieren sie überhaupt kuratorische Arbeit und inwiefern spielen die verantwortlichen Personen für die BesucherInnen eine Rolle?

Neben den Antworten gibt es zwei künstlerische Positionen und einen erläuternden Überblicksfilm. Diejenigen BesucherInnen, die Szeemann nicht kennen und die durch die präsentierten Antworten, neugierig auf Begriffe und prägende Ausstellungen geworden sind, können hier dem ausschnitthaften Durchschreiten seines Ausstellungskompendiums folgen. Zitate aus Zeitungsartikeln oder Büchern von und über Szeemann erläutern die ausgewählten Projekte.

Die künstlerischen Positionen im Raum sind »Etwas Zeit« (2001) von Christian Jankowski und »I’ll be your angel« (2001) von Tanja Ostojic."



die beteiligten KuratorInnen
Hildegund Amanshauser, Daniel Baumann, Tobia Bezzola, Beatrice von Bismarck, Bice Curiger, Nicole Fritz, Rike Frank, Raphael Gygax, Wulf Herzogenrath, Julian Heynen, Justin Hoffmann, Gregor Jansen, Susanne Jaschko, Christoph Kivelitz, Moritz Küng, Gabriele Mackert, Vanessa Joan Müller, Ruth Noack, Nini Palavanshivili, Susanne Pfeffer, Ingrid Pfeiffer, Julia Schäfer, Britt Schlehahn, Necmi Sönmez, Bettina Steinbrügge, Markus Stegmann, Angelika Stepken, Matthias Ulrich, Florian Waldvogel, Thomas Weski, Axel John Wieder
Veit Görner, Kommentar; Thomas D. Trummer, Text; Kasper König, Postkarte

Umfangeiche Dokumentation hier